
09. Oktober 2025
Zwischen Werkbank und Whiteboard - Was Führung im Mittelstand wirklich braucht
Dr. Katrin Roppel

Alltagstaugliche Impulse für kleine Unternehmen
In kleinen und mittelständischen Unternehmen ist Führung selten eine Frage von Konzeptpapieren.
Sie passiert im Alltag – zwischen Werkbank und Whiteboard, zwischen Tür und Angel, im Gespräch mit Mitarbeitern. Und genau dort entscheidet sich, ob Menschen sich gesehen fühlen, ob sie Verantwortung übernehmen – und ob sie bleiben.
Viele kleinere Betriebe haben keine eigene HR-Abteilung – oder sie ist stark mit dem operativen Tagesgeschäft gebunden. Doch gute Führung hängt nicht von Strukturen ab, sondern vom Wollen. Sie beginnt mit der Entscheidung, sich den Menschen im Unternehmen bewusst zuzuwenden. Wer bereit ist, hinzuschauen, zuzuhören und sich selbst zu reflektieren, kann auch ohne große Budgets eine wirksame Führungskultur schaffen – mit Klarheit, Haltung und einfachen Impulsen.
Führung ohne HR – geht das?
In vielen mittelständischen Unternehmen ist die Personalabteilung entweder sehr schlank aufgestellt oder durch administrative Aufgaben ausgelastet. Führungskräfteentwicklung im klassischen Sinne – mit Programmen, Seminaren oder strategischer Personalentwicklung – findet oft nicht statt.
Und genau das ist der Punkt: Führung funktioniert auch ohne formale HR-Strukturen – wenn sie als persönliche, bewusste Praxis verstanden wird.
Was heißt das konkret?
- Nicht: Führung ohne Menschenkenntnis
- Sondern: Führung ohne Kompetenzmodelle und Trainingsprogramme
- Nicht: Führung ohne Unterstützung
- Sondern: Führung, die aus Haltung und direktem Kontakt entsteht – und punktuell durch externe Impulse ergänzt wird
- Nicht: Führung als isolierte Chefrolle
- Sondern: Führung als Beziehungsarbeit – oft authentischer und wirksamer als in großen Organisationen
Führung im inhabergeführten Betrieb – pragmatisch und persönlich
Gerade im kleinen Mittelstand ist der Betrieb oft inhabergeführt. Der Gründer oder die Gründerin ist fachlich top, unternehmerisch stark – aber Führung von Mitarbeitenden war selten Teil der Ausbildung. Viele sagen ganz offen: „Ich bin kein Führungstyp – ich will mich damit nicht ständig beschäftigen.“
Und das ist völlig okay. Denn gute Führung muss nicht kompliziert sein. Sie beginnt im Kleinen – mit Haltung, Klarheit und einfachen Routinen. Auch wer sich selbst nicht als „klassische Führungskraft“ sieht, kann mit wenigen Kniffen viel bewirken.
Sieben Impulse für Führung im Alltag
1. Reflexion statt Seminar
Einmal im Monat 30 Minuten für sich selbst:
– Was lief gut?
– Wo habe ich gezögert?
– Was möchte ich anders machen?
Diese Routine schafft Klarheit – ganz ohne Flipchart.
2. Feedback in kleinen Dosen
Zwei Minuten pro Woche reichen: Ein kurzes „Was hat dir gefallen?“ oder „Was würdest du dir wünschen?“ bringt oft mehr als ein Jahresgespräch.
3. Rollen sichtbar machen
Viele Konflikte entstehen durch unklare Erwartungen. Eine einfache Übung: Jeder im Team beschreibt seine Rolle in drei Sätzen – und was er oder sie von der Führungskraft braucht. Die Ergebnisse können auf einem Whiteboard oder in einem gemeinsamen Dokument gesammelt werden.
4. Externe Impulse nutzen
Ein punktuelles Coaching – z. B. bei Konflikten, Veränderungsprozessen oder Rollenunsicherheit – kann Führungskräfte entlasten und stärken. Gerade in Betrieben ohne HR lohnt sich ein flexibles Coachingmodell, das nicht gleich ein Jahresbudget sprengt.
5. Führungstagebuch führen
Ein kurzes digitales Logbuch hilft, Gedanken zu sortieren und Entwicklungen zu dokumentieren. Wer regelmäßig reflektiert, führt bewusster.
6. Rituale etablieren
Rituale schaffen Verlässlichkeit und stärken die Kultur. Beispiele: – „Montagsfrage“: Was ist mein wichtigstes Ziel diese Woche? – „Donnerstagsdanke“: Wem möchte ich heute Danke sagen? – „Fehlerfreitag“: Was habe ich diese Woche gelernt?
7. Führung für Mitarbeiter sichtbar machen
Ein kurzes „Was ich gerade als Unternehmerin wahrnehme“/ "Wegweiser aus der Chefperspektive" pro Quartal: Was beschäftigt mich? Was verändert sich? Was wünsche ich mir vom Team?
Wer führt, zeigt sich
Führung beginnt nicht mit Prozessen, sondern mit Haltung. Sie ist kein To-do auf der Unternehmerliste, sondern ein tägliches Versprechen: Ich sehe dich. Ich nehme dich ernst. Ich bin bereit, mich zu zeigen – auch wenn es unbequem wird.
Wer sagt, er habe „keine Zeit für Führung“, sagt im Grunde: Ich habe keine Zeit für Menschen. Und das ist keine Frage der Struktur – sondern der Entscheidung.
Denn Führung ist mehr als Organisation. Sie ist die Einladung, den Menschen hinter der Rolle kennenzulernen. Mitarbeitende wollen spüren, wofür ihre Chefin oder ihr Chef steht. Sie wollen erleben, wie Werte gelebt werden – nicht nur gehört. Wer führt, zeigt sich. Mit Haltung, mit Klarheit, mit Ecken und Kanten.
Und vor allem: mit Bewusstsein für die eigene Wirkung. Unternehmer sind Leuchttürme – ob sie wollen oder nicht. Sie prägen Kultur, Kommunikation und Verhalten. Wer sich dieser Verantwortung stellt, kann Orientierung geben, Vertrauen schaffen und Entwicklung ermöglichen. Nicht durch perfekte Prozesse – sondern durch Präsenz. Führung ist kein Extra. Sie ist der Kern.
Lust, das Thema Führung weiterzudenken – ganz praktisch und persönlich?
Im Workshop „Leuchtturm-Momente“ geht es genau darum: Wie wir wirken, wenn wir führen. Für Unternehmer, die Orientierung geben wollen – nicht nur Prozesse. Interesse? Dann melden Sie sich gern!
Seit 2012 helfe ich Menschen, beruflich klarzukommen – mit sich, mit anderen und mit der Rolle, die sie wirklich ausfüllen wollen.
Was mich auszeichnet: schnelles Erfassen, was schiefläuft – und ein Blick fürs Wesentliche. Kein Firlefanz, keine Buzzwords – einfach ehrliche, punktgenaue Begleitung. Ich bin gut im Zwischen-den-Zeilen-Lesen. Genau das hilft mir, Menschen auf Spur zu bringen – klarer zu denken, besser zu handeln, mit weniger Theater im Kopf. Lassen Sie uns sprechen - ohne Blabla, dafür mit Tiefgang!
