9. APRIL 2025

Führung und Macht: Die unsichtbare Balance, die alles entscheidet 

Dr. Katrin Roppel

Warum sprechen wir so ungern über Macht in Führungspositionen? Führung und Macht werden oft sensibel behandelt, da Macht in vielen Kontexten negativ konnotiert ist, etwa durch Machtmissbrauch oder autoritäres Verhalten. Trotzdem ist Macht ein integraler Bestandteil von Führung. Macht kann positive wie auch destruktive Auswirkungen haben. 

 

Macht als notwendige Grundlage effektiver Führung

 

Macht zu haben ist zunächst nichts Schlechtes. Ohne Macht ist es schwierig, Dinge in Unternehmen umzusetzen. Somit ist Macht notwendig, ein Werkzeug, um Dinge „machen zu können“. Wer viel Macht hat, kann auch viel erreichen. Macht erhöht unsere Wirksamkeit.

 

Das Wort „Macht“ stammt etymologisch vom mittelhochdeutschen Begriff maht, der wiederum auf das althochdeutsche maht oder mahtig zurückgeht. Ursprünglich stand es für „Kraft“ oder „Vermögen“, also die Fähigkeit, etwas zu bewirken oder zu tun, und ist eng verwandt mit dem indogermanischen Wortstamm mag- für „können“ oder „vermögen“. Dieses begriffliche Fundament verdeutlicht, dass Macht historisch stets mit Handlungsfähigkeit und Einfluss verbunden war.

 

Macht ist unverzichtbar, um als Führungskraft Ziele zu setzen, Entscheidungen zu treffen und Veränderungen voranzutreiben. Sie kann im positiven Sinne genutzt werden, um als Führungspersönlichkeit zu inspirieren, Teams zu motivieren und Visionen zu verwirklichen. Es kommt also darauf an, wie Macht ausgeübt wird

 

Die "dunkle Seite" der Macht: Gefahr von Machtmissbrauch

 

Wird Macht unreflektiert oder autoritär ausgeübt, birgt sie die Gefahr, übergriffig zu werden. Die negative Steigerung von „Macht ausüben“ ist „Macht missbrauchen“. Zu viel Macht kann sich negativ auf den Charakter auswirken. Dann fördert sie egoistisches Verhalten und kann zu Isolation und schlimmstenfalls zu Zerstörung führen. Doch wie kann Macht in der Führung konstruktiv statt destruktiv genutzt werden? 

Durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhältnis zu Macht. Wann und wo ist es sinnvoll Macht auszuüben? Wo sollte ich mehr Macht an Mitarbeiter abgeben? Wo schade ich durch meine Machtausübung anderen Menschen? Wo verliere ich mich womöglich in sinnlose Machtspiele? Wann fühle ich mich „entmachtet“? 

 

Ohnmacht: Die Kehrseite der Medaille

 

Das Gefühl sich entmachtet oder ohnmächtig zu fühlen, kennen auch Führungskräfte. Durch interne Konflikte, Machtkämpfe, äußeren Druck oder mangelnde Handlungsspielräume entsteht ein Gefühl des Machtverlustes oder sogar der Ohnmacht. Manchmal führt auch die Angst vor Fehlern zu einer lähmenden Passivität. Umgekehrt kann Machtmissbrauch durch Führungskräfte zu einem Ohnmachtsgefühl bei den unterstellten Mitarbeitern führen. Hier hilft nur Empowerment, also die Ermächtigung der Mitarbeiter durch Klarheit über die eigenen Werte, Ziele, Handlungsspielräume und Entscheidungsbefugnisse. 

 

Führung und Macht: Ja zur Führungsaufgabe

 

Unprofessionelle Führungskräfte verstecken ihre Macht und agieren als Teil des Teams. Sie vermeiden es Grenzen zu setzen, und ihre Absichten und Ziele klar auszudrücken. Mitarbeiter erkennen keine Ausrichtung und keinen Rahmen, innerhalb deren sie sich sicher bewegen können. Hier fehlt das Ja zur Führungsaufgabe.

Moderne Führung hingegen erfordert den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit Macht und ein Verständnis dafür, wie verschiedene Ansätze die Dynamik zwischen Führungskraft, Team und Organisation beeinflussen können. Konzepte wie Shared Leadership, laterale Führung ohne Weisungsbefugnis oder auch die Transformationale Führung sind mögliche Inspirationsquellen. Schließlich lehrt uns Agile Führung, dass Flexibilität und Empowerment entscheidend sind, um in dynamischen und unsicheren Umfeldern handlungsfähig zu bleiben. Diese Ansätze bieten wertvolle Werkzeuge, um Macht nicht nur verantwortungsvoll, sondern auch effektiv und nachhaltig in der Führung einzusetzen. Sie zeigen, dass Macht nicht ein Instrument der Kontrolle sein muss, sondern der Entwicklung und Förderung aller Beteiligten dienen kann.

 

Plädoyer für eine bewusste Auseinandersetzung mit Macht

 

Es ist ein feiner, oft unsichtbarer Grat zwischen der positiven Nutzung von Macht und ihrem Missbrauch. Führungskräfte können die Macht einsetzen, um zu inspirieren, zu gestalten und Veränderungen herbeizuführen – ohne autoritär oder kontrollierend zu wirken. Diese Balance umfasst auch die Fähigkeit, Macht zu teilen und andere zu ermächtigen, während gleichzeitig Verantwortung übernommen wird. Sie vereint Einfluss, Vertrauen, Integrität und die Kunst, Macht nicht zur eigenen Bereicherung, sondern zum Wohl des Teams und der Organisation einzusetzen.

 

Das kann herausfordernd sein, besonders wenn man zwischen dem Wunsch nach Kontrolle und dem Gefühl von Unsicherheit schwankt. Doch Macht abzugeben heißt nicht, sie völlig loszulassen. Es bedeutet vielmehr, Verantwortung zu delegieren, sodass Mitarbeitende eigenständig arbeiten können, während Führungskräfte den Überblick behalten und sicherstellen, dass alles reibungslos läuft. Das ist ebenfalls eine Form von Machtausübung – nur eben in einem reflektierten und unterstützenden Rahmen. So bleibt die Kontrolle dort, wo sie wichtig ist, während Mitarbeitende mehr Freiraum für Eigenverantwortung erhalten.

 

Seit 2012 unterstützt Dr. Katrin Roppel Mitarbeiter und Führungskräfte dabei, ihr volles Potenzial zu entfalten. Ihr Ansatz: Impulsgeberin und strategische Partnerin statt Vorgabenmacherin. Mit Fingerspitzengefühl und Weitblick fördert sie gezielte Lösungen, die die individuellen Stärken jedes Einzelnen hervorheben und so die Basis für langfristige Entwicklung schaffen. 

© Dr. Katrin Roppel 2025. Alle Rechte vorbehalten.

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